“Reder folgt der Spur seines Themas, den ‘engen Beziehungen’ zu
Menschen, Landschaften, Städten,
getrieben von der Neugier aufs Fremde.”
Diese Spur, von der FAZ aus dem Lyrikdebüt des gebürtigen
Berliners gelesen, führt auch durch sein
hier vorgelegtes zweites Buch. Der Titel verspricht Varietät.
Und die Palette der Themen und Sujets,
die Formenvielfalt, der Tonumfang des Bandes und nicht zuletzt seine
poetische Brillanz halten das Versprechen.
Los geht es mit Liebesgedichten, einer „aussterbenden Art innerhalb
der bedrohten Gattung“, wie Reder meint.
Was Frauen anziehen, haben sie sich für diesen Autor nicht umsonst
überlegt. Kleider verbergen weniger als sie
zeigen und zeigen sogar manches, was sie nicht beinhalten. Natürlich
regt sich Liebe nicht nur bekleidet ...
Zwei Seidenstrümpfe schwarz
Saum eines Wegs
zur Mitte hoch
die Stunden
uns dazu vor den Äonen
angemessen wie Reife (...)
Von Titeln wie „D D Rosa“ oder „Wiedervereinigung“ noch gefoppt, findet
man sich bald in den Zeitfluss getaucht,
liest Reminiszenzen an Westberlin, für Reder das „Dritte Deutschland
aus den liberalen Träumen des 19. Jahrhunderts,
viel untergegangener als die DDR“.
Verschiedene Menschen kreuzen die Wildbahn. Der Dichter sieht sie im
Dickicht lichtloser Umstände kämpfen um ihre
Bewegungsspielräume. Teilnehmende Beobachtung „macht Wald / aus
mir / der umarmt und bettet“. Einen beschreibt er
als Fuchs (sein Lieblingstier): „Er ist verhasst und hängt / ohne
Übertreibung am Leben“. Andere heißen Otto Schily
und Jesus.
Orte: für Reder sind sie Kraftfelder. Ob die geheimisstillen Plätze
in Polen, die auftauchen wie die sagenhafte
Ostseestadt Vineta. Ob die „Taunusanlage“ in Frankfurt oder zwei verfeindete
Offenbacher Vorstädte. Ob zu Land oder
zu Wasser, am Meer vor allem, von Rostock bis wenigstens Otranto. Die
Lyrikerin Margot Ehrich applaudiert:
„Das ist Magie: da sind die Sinne am Werk, es spült und weht und
rollt, man sieht die Bilder nicht nur, man hört sie.”
Ewart
Reder: "Kleiderfarben"
Gedichte. Axel Dielmann Verlag, Frankfurt.
77 Seiten
ISBN 3-933974-28-3
EUR 12,-
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dem Buch lesen und zu privaten Zwecken auch vervielfältigen.
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