Poesie in Text und Bild ist das Markenzeichen von ‚Neue Seiten‘. Bernhard
Bauser verfilmt nicht irgendwelche ‚Stichworte‘ aus einem Text. Reders „Sachsenhäuser
Kairomanze“, eine Beschreibung des Mainufers bei der Dreikönigskirche,
beginnt mit den Worten: „Stämme, naßkalt abgewaschen / die aus
ihrem Straßenschwarz / bunte Autolichter treiben (...)“. Dazu fährt
die Kamera bewusst das ‚falsche‘, das gegenüberliegende Ufer ab: den
grau verhangenen Glas- und Betonwald des Frankfurter Westends.
You’re hiding something sweet, please give it to me“, singt Phoebe Snow, während
in einer Aschaffenburger Buchhandlung der Autor als Dieb seines eigenes Buchs
zu sehen ist. Nach einer (bei Eisenstein entlehnten) Kamerafahrt eine lange
Treppe hinunter ‚stellt‘ der Film den Dieb in einem dunklem Hausflur - bei
atemloser Gedichtlektüre. Die Poesie spontaner Spielszenen belebt den
Film ebenso wie die kongeniale und ausdrucksstarke Musik.
Der Schauspieler Christopher Krieg, vielen von Bühne, Film und Fernsehen
her bekannt, spricht einen der bekanntesten Texte Reders: WORDnapping - Beschwerde
einer erleichterten Schublade. Weitere Mitwirkende sind u.a. die Sängerin
und Kulturaktivistin Leonore Blume (PraeLudium) und der Redakteur Markus Terharn
(Offenbach Post).
Eine Produktion, die weit über das Sendegebiet hinaus Beachtung findet.
So wurde der Film u.a. am 6.10. im Rahmen einer Lesung von Ewart Reder in
Aschaffenburg uraufgeführt.