Im Fernsehen ...

 

... kommt ja auch Literatur. Zum Beispiel im ZDF am 4.4.06 Helmut Karasek gastweise zu

Elke Heidenreich

Lesen!

Ewart Reder hat geguckt:

Man nimmt sowas ja nicht leer in sich auf wie ein Aufnehmelappen. Das kommt im Abendprogramm, was bedeutet, dass man über den Tag mit der Außenhaut schon so manches erwischt und in sich resp. von sich gekehrt hat. Die Deutschen würden ihren Angstabbau nicht auf der Straße, vor Werkstoren und Elyseepalästen probieren, sondern ingrimmig harmonisch in selbst gestrickten Kuschelbiotopen zum Beispiel, wusste der Verfasser von „Deutschland auf der Couch“ ins Radio zu streuen. Oder dass ein Autor, der seinem Schneider erzählt hat, er werde auf einem Kongress Aitmatow treffen, für Aitmatow einen flugs für Aitmatow gefertigten Mantel mit zum Kongress nehmen muss. So in Iran geschehen und dem deutschen Dichter Said in der Rundschau Grund zu fragen, wo eigentlich Europa geblieben sei als das Versprechen, der Geist einer Familie von Völkern werde einmal das Lieblingsspiel dieser und anderer Familien sein. Ja überhaupt, Familie, kein Tag ohne die Schirrmachersche Wiederentdeckung des noch am Leben Geglaubten, vom freidemokratischen Geistesrittmeister Totgeschriebenen, das hat man noch lang nicht verdaut, wenn schon der FAZ-Nachwuchs sich mit eigenem Buch aus den paar-Nasswindeln windet, Weidermann, „Lichtjahre“ hinter die gesichertste Kenntnis der deutschen Gegenwartsliteratur zurück stochert. „Ganzkörperliteraturkritik“ (Ina Hartwig), gefühlte Hermeneutik. Zwischendurch Slomka, heute Journal ihrer am Hochreck turnenden Braue: Was die weltweiten Dummerchen alles machen, da rutscht doch kein Jacket nicht von, wackelt keine Frisur. Nicht näher an 3 Millionen Demonstranten, 40 Millionen französischen Unterstützern als Willpeng und de Schierach sinniert öffentliches Fernsehen in Deutschland über Reformen. „Die so bitter nötig wären“.
Und dann kommt es. Weidermann ist „ein besonders lebendiger“ (was denn), „einer, der lesbare Kritiken schreibt“ (gestern noch die Bücher, heute schon ihre Rezensionen zu schwer). „Temperamentvoll, witzig und gescheit.“ Und wenn Traumschwiegersohn (Heidenreich), dann auch gleich Ordnung Macher (Karasek). „Bringt Ordnung.“ Nicht doch in die Literatur?!? Doch in die Literatur. „Bringt eine neue Ordnung.“ (Ordre nouveau). Wie bitte?, n e u wäre, „dass es Emigranten und da Gebliebene gab“ (Karasek)? Also das meinte Ina Hartwig mit „auf Kosten der Lebenden, Toten und auf Kosten der seriösen Literaturkritik“: Dieter Mayers „Linksbürgerliches Denken“, Konrad Feilchenfeldts „Deutsche Exilliteratur 1933-1945. Kommentar zu einer Epoche“ hats nie gegeben, keine Ordnung nicht, nur präweidermanisches Dorschenannä. Gelogen darf noch schnell werden von der angeblichen W.-Leserin und alles durcheinander gebracht: zu wenig Forte beim Fortelaudator W., zu viel Biermann bei dem, der von Biermann nichts sehen und hören will. Zugeben will sie nicht eine Lücke, keinen Spalt in der Belesenheit, nur immer zu schwallen damit. Passionierter Schwätzer ist aber nur Karasek, sie ganz Kramseele, Buchgremplerin. Die Namen der Verlage all der vor die Kamera gestapelten Bücher: Werbeansagen in Umbaupausen. Sonst Harmonie von altem mit neuem Runtergerede, Quartettsplitter mit Solovormundigkeit im Biotop der Lerchenberg-Lichtregie.
Das Wetter: Zirren in zehntausend Meter Höhe, Eis führend. Haloeffekte, Nebensonnen.
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